Die Märchenfrau bäckt

Es sind zwei Leidenschaften, die Andrea Gisder pflegt: zum einen ihre Begeisterung fürs Erzählen, zum anderen fürs Kochen und Backen. Und weil sich beides gut miteinander kombinieren lässt, kommen Gäste der Märchenfrau oft auch in den Genuss von Hutzelbrot, Spulweck oder orientalischem Gebäck.

Seit 13 Jahren ist die studierte Ökotrophologin und gelernte Zeitungsredakteurin als Märchenführerin vor allem in der Eremitage unterwegs. Viel unterwegs. Bis zu 100 öffentliche Veranstaltungen gibt es pro Jahr, und dazu kommen noch gebuchte Führungen von Gruppen. Märchen aus aller Herren Länder begeistern Andrea Gisder, die darüber hinaus eine Ausbildung als Geopark-Rangerin hat. Als sie aus gesundheitlichen Gründen „die Berge nicht mehr rauf kam“, entstand die Idee, als Märchenfrau unterwegs zu sein. Zu ihrer großen Überraschung sagte man ihr bei der staatlichen Schlösser- und Gartenverwaltung, dass sie bereits die Dritte sei, die ein solches Ansinnen vorgetragen habe. Wie sich dann herausstellen sollte, blieb Andrea Gisder aber die Einzige, die es nicht nur anging, sondern seit 13 Jahren mit viel Erfolg voranbringt.

Dabei schöpft sie immer wieder aus ihrer üppigen Märchensammlung. Etwa 500 Märchenbücher hortet sie in ihrem Haus in Bindlach, „und vielleicht 2.000 habe ich gelesen.“ Und weil ihr das Kulinarische schon immer wichtig war, hat sie ihrem persönlichen Archiv in ihrer Computer-Datenbank auch die Spalte Kulinarisches zugefügt, so dass sich immer neue Schwerpunkte bei ihren Führungen setzen lassen. Von 1001 Nacht – „das ist ein Dauerbrenner“ – bis hin zum Froschkönig und Grimms Märchen zum Schmatzen. „Ich bin ja ein Süßschnabel,“ bekennt Andrea Gisder, und so gibt es bei ihr auch Apfel- und Kräutermärchen, Tischlein-deck-dich, aber auch: Trink, Brüderlein trink! „Bei meinen Märchenführungen ist der Frauenanteil sehr hoch, aber hier sind es zu 70 Prozent Männer. Da werden die Frauen mal mitgeschleppt“, sagt Gisder schmunzelnd. „Es geht aber immer nur um ein Häppchen, nicht ums Sattwerden.“

Satt werden ist dann schon eher angesagt bei den Veranstaltungen, die es in der Vor-Corona-Zeit in der Mohrenbräu gab. Gemeinsam mit einem passenden Menü geht es um Grimms Märchen, Gruselgeschichten, Märchen aus Europa oder auch um deutsch Raunachts-Sagen. „Und das möchte ich jetzt im Herbst auch wieder aufleben lassen“, sagt Gisder. Dafür hat sie interessante Rezepte ausgegraben: Bamberger Punschstangen, Kartoffel-Sauerkraut-Wecken, Hutzelbrot und Anis-Brezen. Und die Bayreuther Lebkuchen von Dorothea Grimm, Wilhelm Grimms Frau. Das Rezept dazu fand sie auf der letzten Seite eines Kochbuchs, in dem die historischen Lieblingsrezepte von Dorothea Grimm veröffentlicht sind. Die Grimms hatten aber keinerlei Bezug zu Bayreuth. Andrea Gisder erklärt sich das so: „Die Damen dieser Zeit haben gerne zu großen Kaffee- und Teegesellschaften eingeladen und dabei wohl auch Rezepte untereinander ausgetauscht. So ist möglicherweise das Rezept der Bayreuther Lebkuchen überliefert worden.“

Andrea Gisder bäckt es gerne als kleine Plätzchen. „Und ich serviere es gerne mit einer Mandel darauf. Es ist eigentlich ein sehr einfaches Rezept.“ Die Bayreuther Lebkuchen, sowie noch viele andere Herzensrezepte, die uns Leserinnen und Leser zugeschickt haben, werden im Rezeptbuch veröffentlicht, das im Herbst herauskommen soll. Der Erlös aus dem Verkauf des Buches fließt zu 100 Prozent an die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“, die Kosten für den Druck übernimmt der Nordbayerische Kurier.

Wer noch ein Rezept für die Sammlung beisteuern möchte, kann es bis Ende August senden an: info@menschen-in-not.org. Bitte ein paar Sätze dazu schreiben, warum das eines Ihrer Lieblingsrezepte ist und zu welchen Gelegenheiten es gekocht oder gebacken wird.

Lese Sie dazu auch diesen Bericht.            

Fotos: Peter Gisder
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