Schülerin von einst bringt die Rikscha

Das Rikscha-Netzwerk wird immer größer: Kuno Braun, der frühere Rektor des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) will sich eine eigene Rikscha anschaffen, um seiner Frau mehr Mobilität zu ermöglichen. Das Testfahrzeug dafür brachte ihm eine seiner ehemaligen Schülerinnen vorbei.

Es war ein ausgesprochen herzliches Wiedersehen bei Kaffee und Kuchen unter dem Kirschbaum im Garten der Familie Braun in Bayreuth. Simone Kirschner, Heinersreuths Bürgermeisterin, die von der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ eine Fahrrad-Rikscha bekommen hat, die bei den Senioren zum Einsatz kommt, stellt das orangerote Rad jetzt für eine Woche der Familie zur Verfügung, damit Kuno Braun sich in Ruhe überlegen kann, wie das künftige Fahrzeug optimal auf die Bedürfnisse seiner an Alzheimer und Demenz erkrankten Frau abgestimmt werden kann.

Eingefädelt hatte das Zusammentreffen der beiden Stefan Keßler, quasi ein Nachbar, der für die Alzheimer Gesellschaft und seinen Verein „Pegasos – Solidarisch mobil“ den Einsatz der verschiedenen Rikschas koordiniert. Den Anfang machte die Betreuungs-Rikscha, die von der Kurier-Stiftung im Oktober 2020 übergeben wurde. Und danach folgten weitere Rikschas, die von der Arbeiterwohlfahrt gekauft wurden und mit eingebunden werden in die Zusammenarbeit. „Inzwischen ist ein großes Netzwerk der Zusammenarbeit entstanden“, sagt Keßler.

Bei einem abendlichen Spaziergang war er Kuno Braun und seiner Frau begegnet, die nur noch kleine Wegstrecken bewältigt. Zu wenig für Kuno Braun, der aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung auf strikte Diät einerseits, aber auch auf viel Bewegung angewiesen ist. „Mein Sohn hat im Internet schon mal nach solchen Rädern gesucht, aber die Rikscha muss ja auch angepasst werden,“ sagt Braun. Da kam die Begegnung mit Stefan Keßler gerade recht. Vor allem, als er den Kontakt zu Simone Kirschner herstellte, die ebenso wie Oberbürgermeister Thomas Ebersberger am GMG Abitur gemacht hat und von Kuno Braun in Deutsch und Englisch unterrichtet wurde.

„Auf meine OR-ler bin ich schon stolz“, sagt Kuno Braun noch heute. Simone Kirschner hatte er das letzte mal kurz vor der Bürgermeisterwahl getroffen und ihr viel Erfolg gewünscht. „Sie haben das wunderbar hingekriegt. Mit guter Sacharbeit“, lobt er sie. Und noch heute erinnert er sich genau, in welchem Klassenzimmer die damalige Sechstklässlerin saß. „Das war im ersten Stock, da hatten wir links nur ein Klassenzimmer. Und Simone saß in der zweiten Bank von hinten, Mittelreihe.“ Sie sei bereits damals – mit etwa zwölf Jahren – ein sehr selbstbewusstes Persönchen gewesen und habe immer eine Gruppe um sich geschart, erinnert sich Kuno Braun mit seinen fast 83 Jahren als wäre es gestern gewesen.

Heute steht für ihn die Rund um die Uhr-Pflege seiner Frau im Mittelpunkt, die er allein bewältigt, auch wenn er einräumt: „Man stößt schon ab und zu mal an seine Grenzen.“ Um mobil zu bleiben, zum Hofgarten oder ins Café oder zum Friseur zu fahren, will Kuno Braun künftig die Rikscha nutzen, die er direkt vor dem Haupteingang seines Hauses parken kann. Damit könne er das, was ihm aus früherer Zeit fehlt, wie das gemeinsame Tanzen oder die Waldläufe – „meine Frau war immer sehr sportlich“ – ein Stück weit kompensieren. Und natürlich ist dann auch irgendwann einmal eine Fahrt nach Heinersreuth geplant.

Info: Wer sich für die Rikscha interessiert oder Fahrten haben möchte, kann sich an die Alzheimer-Gesellschaft Bayreuth-Kulmbach wenden unter Telefon 0170/6965886 oder Mail an: stefan.keszler@gmx.de

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Die Rikscha im Einsatz beim 100-jährigen Bestehen des Obst- und Gartenbauvereins Altenplos.

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