„Kinder sind mehr als zu beschulende Objekte“

Oh je, wie schlägt man jetzt ein Ei auf, ohne dass die Hälfte des Inhalts auf dem Boden landet, und warum sollte man Butter nicht auch als Handcreme benutzen? Lustig ging es zu beim Plätzchenbacken, das der Stadtjugendring rechtzeitig in der Vorweihnachtszeit organisiert hatte.

In der Küche der Volkshochschule im RW 21 duftete es nach Nüssen und so mancher Löffel Mehl landete schon mal auf dem Boden, sehr zur Freude der Kinder, denen vor allem das Miteinander – nach sehr langer Zeit das erste Mal – richtig Spaß machte. Glücklicherweise ist die Küche groß genug, so dass der stellvertretende Vorsitzende des Stadtjugendrings und Bäcker Heiko Uhlig, der das ganze organisiert hatte, die muntere Schar gut bändigen konnte. Spitzbuben entstanden unter fachkundiger Anleitung ebenso wie Butterplätzchen.

„Wir stellen extrem fest, wie groß der Bedarf ist,“ sagt Stadtjugendring-Geschäftsführer Stefan Greißinger. Als der Backkurs ausgeschrieben wurde, konnte man sich vor Anrufen kaum erretten. Der Kurs am Samstag war für viele Eltern auch eine tolle Chance, ohne die Kinder einkaufen zu gehen.

„Persönliche Begegnungen sind unverzichtbar“

Auch die Kurier-Stiftung Menschen in Not will bei der Kinder- und Jugendarbeit Unterstützung leisten, vor allem in den Fällen, in denen Familien das Geld nicht aufbringen, um ihre Kinder beispielsweise an Ferienfreizeiten teilnehmen zu lassen. Das gemeinsame Miteinander ist allerdings immens wichtig. „Kinder und Jugendliche haben Bedürfnisse, die für ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihr Wohlbefinden essenziell sind. Sie brauchen den Austausch mit Gleichaltrigen, wollen Neues lernen und ausprobieren und dabei sind persönliche Begegnungen mit Gleichaltrigen unverzichtbar für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Kinder und Jugendliche wollen und müssen auch am öffentlichen Leben teilhaben – und dazu brauchen sie Erlebnis- und Begegnungsräume außerhalb von Schule und Familie. Mit unseren verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen wollen wir genau diese Räume schaffen sowie Begegnungen und vor allem Teilhabe ermöglichen,“ betont Stadtjugendring-Vorsitzende Nancy Kamprad.

Auch Kinder haben ein Recht auf Teilhabe

Vor allem in der Corona-Zeit sei dies schwierig geworden, sagt sie. Leider kämen die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in der öffentlichen Diskussion um pandemiebedingte Einschränkungen oder Öffnungen des öffentlichen Lebens nach wie vor kaum vor.

„Und wenn doch, dann als zu beschulende oder zu betreuende „Objekte“ und nicht als aktive und eigenverantwortliche Subjekte der Gesellschaft, die auch in einer Pandemie ein Recht auf Teilhabe und Mitbestimmung ihrer Lebensrealitäten haben,“ so Kamprad.

 Jugendarbeit müsse daher trotz der gebotenen pandemiebedingten Einschränkungen niedrigschwellig bleiben und weiter möglich sein, um auch hier den Auswirkungen der Corona-Jahre auf Kinder und Jugendliche etwas entgegenwirken zu können.

Nach Nürnberg und nach Plohn

Mit einem gemeinsamen Backkurs ist ein ganz kleiner, aber wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Und weitere sollen folgen.

Geplant sind für das nächste Jahr ein Brotbackkurs, Fahrten in den Tierpark nach Nürnberg sowie in den Freizeitpark nach Plohn. Auch die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring soll intensiviert werden.  

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