Hohe Verdienste um das Wohl der Stadt Bayreuth

Von Eric Waha

Im kommenden Jahr hätte der Mann, der sein Leben in Fünf-Jahres-Schritten gerechnet hat, wieder etwas größer feiern können – den 85. Geburtstag. Doch dieses Jahr war ihm nicht vergönnt: Wolfgang Kern, lange Jahre Direktor der AOK und darüber hinaus bekannt durch sein jahrzehntelanges lokalpolitisches Engagement im Stadtrat und seine klaren Worte, ist dieser Tage im Alter von 84 Jahren gestorben.

Wolfgang Kern kam 1941 in Schlesien zur Welt, in Löwenberg im Riesengebirge – 1945 kommt Kern mit seiner Familie nach Weiden, wo er aufwächst und wo er früh beginnt, sich in Vereinen zu engagieren. Zu Beginn der 60er Jahre auch politisch, weil er in der SPD in Weiden, „die sehr familiär war“, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion einst sagte, eine politische Heimat findet.

1969 zieht Kern nach Bayreuth, wo er vertretender Direktor der zu der Zeit noch selbstständigen AOK Bayreuth-Kulmbach wird. Die Lokalpolitik rückt, nachdem die ersten Bayreuth-Jahre stark beruflich geprägt waren für ihn, ab 1972 wieder stärker ins Blickfeld Kerns. 1972 wird er Vorsitzender der Gewerkschaft ÖTV, dem Vorläufer von Verdi, was er 22 Jahre lang bleibt. 1990 kandidiert Kern erstmals für die SPD für den Stadtrat, „von Platz 22 auf 15 bin ich vorgewählt worden“, sagte er im Gespräch anlässlich seines 75. Geburtstags . Zwei Jahre später wird Kern dritter Bürgermeister, rückt für Konrad Kilchert in das Amt nach. 1995 wird Kern Direktor der AOK in Bayreuth, stellt dort die Weichen für die Zukunft: „Wir konnten das Rechenzentrum für ganz Bayern nach Bayreuth holen, das inzwischen für Sachsen und Thüringen mit zuständig ist. Auch die Pflegekasse konnten wir in unseren Bereich bringen.“ Über viele Jahre hinweg ist Kern auch Mitglied im Vorstand der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“.

Der Bruch mit der SPD kommt 2013. Denn Kern hätte für den nächsten Stadtrat auf Platz 18 kandidieren sollen, nicht mehr auf Platz zwölf. Geradlinig, wie Kern war, sagte er: „Das mache ich nicht.“ Und: Er hebt wenig später die Wählergruppe Die Unabhängigen aus der Taufe – und wird deshalb wenig später von der SPD ausgeschlossen – was ihn sehr geschmerzt hat, wie er sagte. Einen Schlussstrich unter seine politische Karriere zieht Kern bei den Stadtratswahlen 2014 mit dem knappen Satz: „Damit ist meine kommunalpolitische Karriere beendet.“ Kurz zuvor haben es zwar Die Unabhängigen mit zwei Stadträten ins Gremium geschafft – doch ausgerechnet Wolfgang Kern war nicht dabei.

Trotzdem ist Kern nach dem Ausscheiden aus der Lokalpolitik keiner, der nachtritt, er lässt die Vergangenheit ruhen: Nur beim Stammtisch den Kern einst den „Eisbären-Stammtisch“ nannte, war er mit engen Freunden, zu denen auch der Bayreuther Ehrenbürger und langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Ponsel gehörte, immer wieder mitten drin in den Diskussionen um die Bayreuther Lokalpolitik. Die er selbst 24 Jahre lang mitbestimmt hat – zehn Jahre davon als dritter Bürgermeister.

Die Trauerfeier für Wolfgang Kern findet am 22. Dezember um 13.45 Uhr in der Ordenskirche statt.

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